Montag, 18. Okt. 21, 19:00 Uhr
Literaturhaus Basel
Kursdaten: Montag, 18.10./1.11./29.11./13.12.2021, jeweils 19–21 Uhr
Wer im Zusammenhang mit literarischen Stoffen das Wort Widerstand hört, ballt die Faust. Der Begriff ruft politische und historische Auseinandersetzungen wach, Machtmissbrauch, Revolutionen. Die Weltliteratur ist voll von diesem Thema. Dieses beginnt buchstäblich bei Adam und Eva, die ihren Widerstand gegen Gottes Wille mit der Vertreibung aus dem Paradies bezahlen. Es führt über den Tyrannenmord in den altgriechischen Schauspielen, den Freiheitsdramen der Aufklärung bis zu den satanischen Versen eines Salman Rushdie.
Der vom Schriftsteller Rudolf Bussmann (www.rudolfbussmann.ch) geleitete Lesezirkel nimmt das Thema Widerstand zunächst als Bewegung Unterdrückter gegen eine diktatorische Herrschaft auf. Die Unschärfe der Welt von Iris Wolff führt uns in das Banat, wo Gefolgsleute des Diktators Ceausescu ins bäuerliche Leben eingreifen. In Anne Webers Annette, ein Heldinnenepos kämpft die französische Widerstandkämpferin Anne Beaumanoir gegen die deutsche Besatzung. – Eine ganz andere Art Widerstand schildert Dorothee Elmiger in ihrem Buch Aus der Zuckerfabrik, nämlich den des recherchierten Stoffs gegen seine literarische Bearbeitung. Don DeLillo schliesslich führt in Die Stille den Aufstand der Elektronik gegen die scheinbar überlegene Menschheit vor.
Die vorgeschlagenen Bücher sind Neuerscheinungen aus den Jahren 2020 und 2021. Den Ausgangspunkt zu ihrer Besprechung an den vier Gesprächsabenden bilden die Leseerlebnisse der Kursbesucher*innen. Die gemeinsame Diskussion will die individuelle Lektüre vertiefen, auftauchende Fragen klären und verschiedene Lesarten miteinander vergleichen. Die Aufmerksamkeit gilt neben dem Inhalt auch der literarischen Form und der sprachlichen Gestalt der Werke. Die Bücher sollten von den Teilnehmer*innen auf das jeweilige Datum hin gelesen sein.
Folgende Werke werden besprochen:
Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt (Montag, 18. Oktober 2021)
Lesende betreten den Schauplatz des Romans, ein kleines Dorf im Banat, ebenso ahnungslos wie die Romanfiguren selbst. Erst allmählich realisiert der Pfarrer und seine Familie, dass das Dorfleben nicht nur durch das individuelle Schicksal seiner Bewohner und die Launen der Natur bestimmt wird, sondern auch durch den langen Arm des Diktators Ceausescu. Sie versuchen, sich diesem zu entziehen, und gleichzeitig, sich ihm entgegenzustemmen.
Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos (Montag, 1. November 2021)
Das bewegte Leben einer Frau aus der französischen Résistence wird aus zweierlei Optik geschildert. Einerseits betätigt sich Anne Weber als Chronistin, die es in grossen Zügen nachverfolgt, andererseits fügt sie aus Gesprächen mit der 95-Jährigen Episoden und Erinnerungen hinzu. Die Protagonistin wird nicht durch Heroisierung gefeiert, sondern durch eine ruhig beobachtende, oft witzige, durch Einfallsreichtum und Rhythmus mitreissende Sprache.
Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik (Montag, 29. November 2021)
Was, wenn der Widerstand nicht von einer Gruppe Leute oder einer Person ausgeht, sondern in der Arbeit selber liegt, die jemand verrichtet? Wir beobachten die Schriftstellerin Dorothee Elmiger, wie sie in immer neuen Anläufen des Stoffes Herr(in) zu werden versucht, der sich in ihren Recherchen aufgehäuft hat. Es entsteht ein Dialog mit Erinnerungen, Zeitungsmeldungen, Lektüren und Freunden – und wie nebenbei entsteht eine Reihe sich verwebender Geschichten.
Don DeLillo: Die Stille (Montag, 13. Dezember 2021)
Und was, wenn der Widerstand von der Technik ausgeht, die der Mensch entwickelt hat und vollauf zu beherrschen glaubt? In seiner Dystopie entwickelt Don DeLillo das Szenario eines Ausfalls der Elektronik und dessen Auswirkungen auf Leute in New York. Der Ausfall bringt auch andere Mängel ans Licht. In einer unerbittlichen, zugleich heiteren Diagnose durchleuchtet der Autor die brüchigen Beziehungen zwischen den Personen, die er bei ihren Ritualen beobachtet.
Anmeldung: direkt über das Anmeldeformular oder über info@literaturhaus-basel.ch oder +41 (0)61 261 29 50 Kursleitung: Rudolf Bussmann (Autor) Kosten: CHF 160/120 (Mitglieder LiteraturBasel*) Anmeldeschluss: Sonntag,
19. September 2021.