Mittwoch, 29. Apr. 20, 19:00 Uhr
Literaturhaus BaselAls ich in Venedig aus dem Zug stieg, fielen feine weisse Flocken. Als ich die Stadt wieder verliess, schlugen die Bäume aus, und an den Hausmauern blühten die ersten Glyzinien. Dazwischen lagen vier lange Monate ohne Programm und ohne jegliche Verpflichtung: ein Meer von Zeit…
Seit der Kindheit hatte es solches In-den-Tag-hinein-Leben nicht mehr gegeben. Ich musste es neu lernen und mir Beschäftigungen ausdenken, die mit Beruf und Broterwerb nichts mehr zu tun hatten: Venedig erwandern zum Beispiel, der Kunst nachgehen in Kirchen und Museen, dem Leben in den Gassen, auf den Plätzen und den Kanälen zuschauen, Bücher lesen, Musik hören, Klavier spielen auf dem hauseigenen Flügel - oder auch einfach nur da sein, nachdenken und mich fragen, was das Leben noch mit mir vorhatte…