#Michail Schischkin #2020 #April #Literaturhaus Basel

Mittwoch, 22. Apr. 20, 10:45 Uhr

Literaturhaus Basel
«home delivery» liefert Ihnen ab sofort in unregelmässigen Abständen Texte frei ins Haus: Damit wir den Kontakt zu unseren früheren und zukünftigen Gästen trotz Covid-19-Isolation nicht verlieren und damit Sie, liebes Publikum, trotzdem aus erster Hand erfahren, was die Schriftsteller*innen zu sagen haben, haben wir einige von ihnen gebeten, etwas für Sie zu schreiben. Das Thema ist offen, die Autor*innen haben carte blanche.


Es gibt das berühmte Polizeiphoto, das Robert Walser am Sterbeort zeigt: winterlicher Hang, Fussspuren im tiefen Schnee, ein rücklings hingestreckter Mann mit zur Seite geworfenem Arm. Die Altmännermütze ein Stück weitergerollt. So haben schlittenfahrende Kinder am Weihnachtstag ihn aufgefunden.

Walser hat den eigenen Tod in einer Erzählung vorausbeschrieben, die schon ein halbes Jahrhundert vor seinem letzten Weihnachtsfest erschien. Der Held dieser kleinen Geschichte ist ein ruhloser, unscheinbarer Mann, keinem etwas nütze; zu allem Unglück auch noch ein Genie, ein Weltumstürzer. Es ist ihm leid, von niemandem gebraucht zu werden, und er findet einen Weg aus der Misere: Er lässt es auf die Erde schneien und legt sich obenauf.