#Deepa Anappara #2020 #Juni #Literaturhaus Basel

Freitag, 5. Jun. 20, 16:00 Uhr

Literaturhaus Basel
«home delivery» liefert Ihnen in unregelmässigen Abständen Texte frei ins Haus: Damit wir den Kontakt zu unseren früheren und zukünftigen Gästen trotz Covid-19-Isolation nicht verlieren und damit Sie, liebes Publikum, trotzdem aus erster Hand erfahren, was die Schriftsteller*innen zu sagen haben, haben wir einige von ihnen gebeten, etwas für Sie zu schreiben. Das Thema ist offen, die Autor*innen haben carte blanche. Ausserdem weisen wir mit kurzen Ausschnitten auf Bücher hin, die im Literaturhaus hätten vorgestellt werden sollen.

1.
Zuerst verwechselst du das Trippeln an der Decke mit einem Klicken im Hirn, deformiert von Krankheit, von Zahlen auf deinem Computerbildschirm, so hässlich wie die Plastiktüten, die die Zweige der Bäume abschnüren, und von Groll gegen den Kollegen, der einen Schokoladenriegel auf deinen Schreibtisch legt und die Klimaanlage fünf Minuten, nachdem du sie höher gestellt hast, wieder ausmacht. Mit einem Stift hebst du die feuchte Perücke zwei Zentimeter über der linken Schläfe an und kratzt dich; Schweiss perlt dir über die Wange und hinterlässt den Geschmack von Salz und toten Sternen auf der Zunge. Wenn man dich sticht, blutest du nicht. Die Behandlung hat deine Adern versteinert. Das Geräusch verebbt. Du atmest erleichtert auf. Du tippst weiter, und da fängt es wieder an: Das Tapsen kleiner Füsse in deinem Kopf. Du siehst dich um. Telefone läuten. Murmelnde Stimmen verbreiten Gerüchte. Hände fliegen zum Mund, um das Lachen zu stoppen, sobald die Tür des Chefs aufgeht. Das Licht im Büro ist schlammbraun wie Sapotillen und hat sogar ihre körnige Struktur. Draussen versengt die weisse Sonne Blumen und Felder. Es wird ein langer Sommer. (Aber für dich vielleicht nicht.)