Dienstag, 19. Mai. 20, 13:46 Uhr
Literaturhaus BaselIn welchem Jahr das alles geschehen ist, ist ein wenig unklar. In der
Pandemiequarantäne ist natürlich alles ein wenig unklar, als würden wir
im Bleiglas-Warteraum einer Ordination sitzen und unseres Schicksals
harren. Das Wartezimmer ist voll, wir haben keine Ahnung, wann wir an
die Reihe kommen, wann der Assistent uns aufruft, aber als es dann
endlich soweit ist, erkennen wir unseren eigenen Namen gar nicht mehr,
er ist nur mehr eine Reihe leerer Töne. Wir schauen uns verwundert um,
das sollen wir sein? Dieser Name? Aber es ist niemand da, um uns zu
bestärken, das Wartezimmer ist inzwischen leer.
Man könnte
natürlich auch nachzählen, obwohl mein Verhältnis zu Zahlen so ist,
dass… Ich zögerte auch nicht, das auch ihm zu erzählen, um seine
Mathematikerseele zu erfreuen, dass ich lange Zeit dachte, wenn hinter
einer Zahl ein Ausrufezeichen steht, bedeutet das, dass die Zahl sehr
wichtig ist. Darüber konnte er Stunden lang lachen, es war schon längst
von was anderem die Rede, als er mit leuchtenden Augen den Zeigefinger
hob und herausplatzte: wichtig! Dass er dieses Gelächter, dieses
befreiende, subversive Gelächter in die ungarische Literatur hob, was
soll ich sagen, Danke dafür, Danke, Danke! Was könnte ich anderes als
dankbar sein. Das unter dem Gelächter begrabene Schluchzen wäre anders
nur schwer zu ertragen. («**Säuglinge können nicht schluchzen. Väter
können schluchzen, und Mütter.» P.E.) Aber man muss es ertragen, sagte
der Autor. Und sagte auch mein Vater, der echte, als meine Mutter ging – bleiben wir bei dieser Wendung. Dann also das Gelächter, der erhobene Zeigefinder, wichtig!