#Zsófia Bán #2020 #Mai #Literaturhaus Basel

Dienstag, 19. Mai. 20, 13:46 Uhr

Literaturhaus Basel
«home delivery» liefert Ihnen in unregelmässigen Abständen Texte frei ins Haus: Damit wir den Kontakt zu unseren früheren und zukünftigen Gästen trotz Covid-19-Isolation nicht verlieren und damit Sie, liebes Publikum, trotzdem aus erster Hand erfahren, was die Schriftsteller*innen zu sagen haben, haben wir einige von ihnen gebeten, etwas für Sie zu schreiben. Das Thema ist offen, die Autor*innen haben carte blanche. Ausserdem weisen wir mit kurzen Ausschnitten auf Bücher hin, die im Literaturhaus hätten vorgestellt werden sollen.

In welchem Jahr das alles geschehen ist, ist ein wenig unklar. In der Pandemiequarantäne ist natürlich alles ein wenig unklar, als würden wir im Bleiglas-Warteraum einer Ordination sitzen und unseres Schicksals harren. Das Wartezimmer ist voll, wir haben keine Ahnung, wann wir an die Reihe kommen, wann der Assistent uns aufruft, aber als es dann endlich soweit ist, erkennen wir unseren eigenen Namen gar nicht mehr, er ist nur mehr eine Reihe leerer Töne. Wir schauen uns verwundert um, das sollen wir sein? Dieser Name? Aber es ist niemand da, um uns zu bestärken, das Wartezimmer ist inzwischen leer.

Man könnte natürlich auch nachzählen, obwohl mein Verhältnis zu Zahlen so ist, dass… Ich zögerte auch nicht, das auch ihm zu erzählen, um seine Mathematikerseele zu erfreuen, dass ich lange Zeit dachte, wenn hinter einer Zahl ein Ausrufezeichen steht, bedeutet das, dass die Zahl sehr wichtig ist. Darüber konnte er Stunden lang lachen, es war schon längst von was anderem die Rede, als er mit leuchtenden Augen den Zeigefinger hob und herausplatzte: wichtig! Dass er dieses Gelächter, dieses befreiende, subversive Gelächter in die ungarische Literatur hob, was soll ich sagen, Danke dafür, Danke, Danke! Was könnte ich anderes als dankbar sein. Das unter dem Gelächter begrabene Schluchzen wäre anders nur schwer zu ertragen. («**Säuglinge können nicht schluchzen. Väter können schluchzen, und Mütter.» P.E.) Aber man muss es ertragen, sagte der Autor. Und sagte auch mein Vater, der echte, als meine Mutter ging – bleiben wir bei dieser Wendung. Dann also das Gelächter, der erhobene Zeigefinder, wichtig!