#Wolfgang Bortlik #2020 #April #Literaturhaus Basel

Dienstag, 7. Apr. 20, 16:23 Uhr

Literaturhaus Basel
«home delivery» liefert Ihnen ab sofort in unregelmässigen Abständen Texte frei ins Haus: Damit wir den Kontakt zu unseren früheren und zukünftigen Gästen trotz Covid-19-Isolation nicht verlieren und damit Sie, liebes Publikum, trotzdem aus erster Hand erfahren, was die Schriftsteller*innen zu sagen haben, haben wir einige von ihnen gebeten, etwas für Sie zu schreiben. Das Thema ist offen, die Autor*innen haben carte blanche.


September 1964. Ich bin 12 Jahre alt. Ich bin ein Blatt im Wind, unbeschrieben, taumelnd. Ich falle und der kleinste Lufthauch bläst mich wieder hoch.
Mein Vater kommt aus England zurück. Er war auf Montage, hat dort  gearbeitet.
Du sollst es einmal besser haben als wir, sagen meine Eltern. Ich gehe ins Gymnasium in der Stadt.

Mein Vater hat eine Schallplatte im Gepäck.
Eine Single. In einer grünen Papierhülle. Darauf steht gross: Parlophone.
Ein geheimnisvolles Wort.
In der Mitte der grünen Hülle ist ein Kreis ausgespart. So sieht man, wie die Single mit Interpret und Titel beschriftet ist. Ich kann es nicht lesen. Mein Vater gibt mir die Schallplatte nicht. Er hat keine Ahnung, was für Dynamit er in den Händen hält.